Umsetzung des bayrischen Lehrplans
Leitperspektiven und zentrale Lernfelder
Die Gesamtheit der Bayerischen Leitlinien des LehrplanPLUS für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit sind für uns richtungsweisend für unseres pädagogisches Konzepts. An dieser Stelle wollen wir jedoch besonders folgende drei Bereiche hervorheben, die für uns von zentraler Bedeutung sind:
Menschenbild und Bildungsverständnis: „Gelingende Bildungsprozesse hängen maßgeblich von der Qualität der Beziehungs- und Bindungserfahrungen ab. Von zentraler Bedeutung sind die Erfahrungen, die das Kind in den ersten Lebensjahren in der Familie macht; die Qualität der Bindungen in der Familie ist jedoch auch noch im Schulalter bestimmend fürden Lernerfolg jedes Kindes.“ (LehrplanPlus Bayern, 2021)
Aus diesem Grund legen wir an unserer Schule besonderes Augenmerk auf Bindung und Beziehung sowie wertschätzenden Umgang untereinander, um auch außerhalb der leiblichen Familie den Lernerfolg der Kinder zu sichern und weiter zu fördern.
Organisation und Moderation von Bildungsprozessen: „Damit Prozesse der Ko-Konstruktion, Partizipation und Inklusion gelingen, ist die Haltung entscheidend, die dem Handeln der Pädagoginnen und Pädagogen zugrunde liegt. Diese Haltung basiert auf Prinzipien wie Wertschätzung, Kompetenzorientierung, Dialog, Partizipation, Experimentierfreudigkeit, Fehlerfreundlichkeit, Flexibilität und Selbstreflexion.“ [https://www.lehrplanplus.bayern.de/leitlinien/grundschule] Zentrales Element hierbei ist die individuelle Potenzialentfaltung. Das Interesse der Kinder ist Ausgangspunkt der Bildungsaktivitäten.
• Bildung als lebenslanger Prozess: Es ist die „Aufgabe aller Bildungsorte, in allen Lebensphasen und -bereichen individuelles Lernen anzuregen und so zu unterstützen, dass es lebenslang selbstverständlich wird.“ (LehrplanPlus Bayern, 2021)
Wir sehen Lernen als wesentlichen Bestandteil des Lebens an und sehen nicht nur die Kinder als Lernende, sondern auch die Lernbegleiter wie auch die Eltern als solche an. Unsere Schule bietet den Raum, aneinander und miteinander zu lernen und um über sich hinaus zu wachsen. Sie vermittelt zudem eine positive Haltung gegenüber dem Lernprozess, die über die Schulzeit hinaus erhalten bleibt.
Sicherstellung der Erreichung der Bildungsplanziele
Der bayrische LehrplanPLUS umfasst in den verschiedenen Fächern sowohl prozess- als auch inhaltsbezogene Kompetenzen.
Unter prozessbezogenen Kompetenzen versteht man erkennen und verstehen, überlegen und urteilen, einfühlen und Anteil nehmen, ethisch handeln und kommunizieren, wiedergeben und beschreiben, wahrnehmen, reflektieren und bewerten, sich ausdrücken, kommunizieren und präsentieren, handeln und umsetzen, Fragen stellen, eigenständig und mit anderen zusammen erarbeiten, analysieren und deuten, Probleme lösen, argumentieren, kooperieren und leisten.
Die Gestaltung unseres Lernortes mit den oben beschriebenen Lernmethoden und Lernformen führen ganz intuitiv zum Erlernen dieser Kompetenzen, da das Lernen bei uns vorwiegend kollaborativ, interaktiv und im Alltagskontext stattfindet.
Digitale Kompetenz wird zunehmend zu einer gefragten Fähigkeit zur Lösung von Problemen und der Teilhabe an der Gesellschaft. Kinder müssen Medienkompetenz und die Fähigkeit zu kritisch kreativer Nutzung erwerben und an die unterschiedlichen digitalen Medien und Werkzeuge herangeführt werden. Daher achten wir darauf, dass die Nutzung digitaler Medien immer gezielt und zweckdienlich erfolgt.
Wir sehen die Lerninhalte des Bayerischen Lehrplan Plus als miteinander verknüpfte zusammenhängende Wissensgebiete, die nach einem Perspektivwechsel verlangen und vernetztes Denken und komplexes Handeln erfordern. Sämtliche Ziele des Grundschullehrplans Plus lassen sich anhand der an unserer Schule angewandten Lernmethoden und –formen so umsetzen, dass besonders nachhaltiges und ganzheitliches Lernen, bei dem alle Sinne aktiviert werden, möglich ist? Ein Ausflug in den Wald beispielsweise hat nicht nur etwas mit körperlicher Bewegung zu tun, sondern hält bei entsprechend achtsamer Wahrnehmung viele Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns und der Beschäftigung bereit. Vom Fährtenlesen über Beobachtungen von Wetterphänomenen, Reimen von Waldgedichten bis hin zum Einmaleins-Rechnen mit Tannenzapfen ist alles abbildbar. Wenn man Lernen in dieser Komplexität einmal verinnerlicht hat, dann ist man für die zukünftige Bewältigung verschiedenster Herausforderungen bereit.
Wie genau die Umsetzung der Lehrplanziele im Rahmen unserer Lernkultur aussehen kann, ist im Folgenden exemplarisch am Hauptfach Mathematik dargestellt. Die Umsetzung für die anderen Fächer haben wir in unserem Kurzkonzept beschrieben.
Kompetenzfeld Mathematik
Muster und Strukturen
Zahlen und Operationen
Raum und Form
Größen und Messen
Daten und Zufall
Konkrete Umsetzung an unserer Freien Schule:
BNE: mit unterschiedlichen Messgeräten die Temperatur, Beleuchtung und den Stromverbrauch ermitteln, um Energieeinsparmöglichkeiten sichtbar zu machen
Freiarbeit mit Montessori-Materialien, Zahlenkärtchen: Verstehen der Zahlenbeziehungen und eine Orientierung im Zahlenraum, optisches und haptisches Erleben von Rechenoperationen
Bauen mit Holzbausteinen: Erfahren der Gesetzmäßigkeiten von Statik
Konstruieren mit Holzstäbchen: Ausprobieren verschiedener Brückenbaukonstruktionen
Projekte (z.B.Konstruieren, Kochen, Gartenarbeit): eigene Messhandlungen mit verschiedenen Messgeräten (z.B. Lineal, Meterstab, Bandmaß, Waage, Messbecher, Uhr), Notieren und Weiterverarbeiten der Messergebnisse; Entwurf von Bauplänen, Lageplänen, Skizzen, dabei Anwendung von Maßstäben, Gitternetzen; Flächenberechnung für Materialbeschaffung; Rechnen mit Überschlägen, schriftliche Rechenoperationen, Überprüfen von Ergebnissen auf Plausibilität (z.B. Materialberechnung, Erstellen von Zeitplänen); Aufgliedern einer Sachsituation in einzelne Aufgaben, Strategien zur Problemlösung
Rollenspiele, szenische Umsetzung der Grundrechenarten: Einprägen durch Einbindung in kreative Situationen (z.B. Spielen lustiger Szenen, die durch Rechenfehler und Korrektur Zustandekommen, Reime, Körperteile für das Einmaleins), Umgang mit Geldbeträgen in gespieltem Kontext
Projekte, Exkursionen: Entnehmen von DatenausQuellen (z.B. Preislisten, Fahrpläne), Umgang mit diesen Daten
Künstlerische Gestaltung: Würfelnetze als Grundlage für kleine Skulpturen, Formenzeichnen mit verschiedenen Zeichengeräten, Erstellen und Fortführen von geometrischen Mustern, Gestalten von achsensymmetrischen Figuren
Forschendes Lernen: Aufbereiten von Daten, die aus Beobachtungen und Experimenten in Projekten gewonnen werden
Würfelspiele: in Verbindung mit Zufallsexperimenten, Sensibilisierung für Wahrscheinlichkeiten
Schulversammlung: (z.B. Abstimmung über Materialanschaffung): Einblicke in Verwaltung größerer Geldbeträge, Preisvergleiche, Bewusstsein für Zahlenmengen